Christof Sänger Trio
" Expectant Quarantine "
Man hat ihn mit Oscar Peterson verglichen, mit Martial Solal, mit George Shearing. Der in Wiesbaden geborene Christof Sänger (59), gerade geehrt mit dem Hessischen Jazzpreis 2021, gehört zu den souveränsten und swingendsten Pianisten Europas. Sein neues Album ist ein Studio- und ein Live-Album gleichermaßen, denn die Band saß voll konzentriert im Studio, spielte aber per Livestream für ein Internetpublikum. Bei dieser seltenen Auftrittsmöglichkeit im Corona-März 2021 explodierten Spielfreude, Fantasie und Kreativität: „Es war ein deutlich freieres und spontaneres Spiel mit höherer Risikobereitschaft“, sagt der Bandleader. Die meisten der neun Stücke sind vertraute Standards, Songs von Cole Porter, Tom Jobim, Harold Arlen oder Jimmy Van Heusen. Christof Sänger und seine Mitstreiter Rudi Engel Engel (Bass) und Tobias Schirmer(Schlagzeug) machen daraus eine swingende Sternstunde. Virtuos, mitreißend, inspirierend .
Text Hans-Jürgen Schaal, Jazz thing 141
Christof Sänger Trio
feat. Ken Peplowski
„ I Follow My Secret Heart“
Bei dem allgegenwärtigen Drang, beinahe zwanghaft musikalisch Neues zu schaffen, wird etwas Wichtiges vergessen. Schließlich beruht die Vitalität des Jazz auch darauf, dass sämtliche stilistischen Bereiche vom Oldtime bis hin zur Avantgarde nebeneinander bestehen und immer wieder abwechslungsreiche Aufnahmen realisiert werden.
Dabei zählt das Pianotrio zu den favorisierten Formationen. Insofern gibt es davon auch unzählige Einspielungen. Mit seiner Konzeption stellt Christof Sänger eine Alternative zu manchen, lediglich auf Klischees beruhenden Abläufen dar. Unbeirrbar entlockt der Wiesbadener Pianist die melodische Schönheit aus Standards und Originals und führt sie in seinen Improvisationen weiter. Seine transparenten Tonfiguren und Akkorde machen ihn zu einem exzellenten Pianisten im Mainstream des Modern Jazz. Das unterstreicht einmal mehr sein „I Follow My Secret Heart“-Album. Dafür ließ sich Sänger etwas Besonderes einfallen: Durch das Engagement des New Yorker Klarinettisten Ken Peplowski wird sein bewährtes Trio mit einer weiteren Klangfarbe bereichert. Wie gut sich dieser in die Gruppe einführt, wird schon in dem Thema „Lakonia“ deutlich. Die Diskurse des Klarinettisten passen hervorragend zu Sängers in atmosphärische Töne umgesetzte Impressionen der griechischen Halbinsel. Diese Eindrücke werden durch Rudi Engels motivreiches Basssolo bekräftigt. In „Gone With The Wind“ greift der Klarinettist im Duo mit dem Leader zum Tenorsaxofon; auch hier dominiert sein relaxter Sound. Die beiden Latin-Nummern „Carioca“ und „Recado bossa Nova“ geben dieser durchweg swingenden Session weiteren Esprit.
Gerd Filtgen FONO FORUM