Christof Sänger
Crossings
(Laika/Rough Trade)
Christof Sänger war schon immer der amerikanischste aller deutschen
Jazzpianisten.
Ein Tastenkünstler, der seinen Wynton Kelly, seinen Art Tatum und vor allem den ungekrönten Balladenkönig Tommy Flanagan bis ins kleinste Detail verinnerlicht hat und dennoch mit inzwischen 49 Jahren die Reife und Klasse besitzt, um mit einer völlig eigenen Handschrift zu überzeugen.
Nun offenbart er mit "Crossings" ein Album, das aus Trios, Duos, Solos,
Standards sowie Originals besteht, und seine multiplen Fähigkeiten unterstreicht,
die doch alle auf einen gemeinsamen Fixpunkt zusteuern:
die Schönheit eines Themas herauszuschälen, ohne in Oberflächlichkeit oder gar Verschnulzung abzudriften.
Mit Rudi Engel (Bass) und Heinrich Köbberling (Drums) kann Sänger unter
Beweis stellen, welch aufmerksamer, seismografisch agierender Partner er ist.
Im Duo mit Engel fällt der unbedingte Wille zum kreativen Austausch mit seinem
Partner auf, während im Solospiel des Pianisten stupende Technik mit perlenden
Notenketten, Stimmungs und- Tempowechseln oder lässigen Schleifen am
prägnantesten zu Geltung kommt.
Bei aller Fingerfertigkeit, die sogar Martial Solal und seinen einstigen
Bandchef Ernie Watts in basses Erstaunen versetzte, bleibt Sänger stets ein
Diener der Musik und nicht seines Egos.
Schon allein deswegen: Chapeau!
Reinhard Köchl
(Jazzthing)